So, mein Ausflug nach Guatemala ist schon beinahe zu Ende... Ich habe zwei Wochen erfolgreich spanisch gelernt, viel ueber die Guatemalteken erfahren, Tortillas und Bohnen gegessen und relativ wenig geschlafen...
Meine Lehrerin Ana-Maria war echt eine Klatschbase, ich weiss jetzt alle moeglichen Geschichten ueber die Bewohner von San Pedro. Es war aber sehr unterhaltsam... Wie unterschiedlich die Leute hier leben ist wirklich erstaunlich. Ich stelle mir vor, dass sie im Gegensatz zu Europa 60 Jahre zurueck sind. Die Frauen tragen nur Roecke, zwei Leute im Ort haben ein Auto, Scheidungen sind eher nicht angesagt, alle Familienmitglieder wohnen in einem (kleinen) Haus und nicht wirklich jemand ist aus Guatemala verreist. Man geht hoechstens mal in die Hauptstadt in ein Krankenhaus, oder um Verwandte besuchen. Ah und weil die hisige Bank weder meine UBS noch die Karte der Deutschen Bank akzeptiert mosste ich letzte Woche mit einer Barkasse nach Panachjel uebersetzen um Geld abzuheben. Das war ein halber Tagesausflug...
Ein dunkles Kapitel hier ist die Emigration nach USA. Jaehrlich versuchen es immer wieder junge Leute mit Hilfe eines sogenannten "Kojoten" via Mexiko nach Amerika zu gelangen, manche schaffen es, manche nicht. Fuer mich ignoranten Besitzer eines EU-Passes scheint das alles unwirklich. Aber es ist tatsaechlich so, dass ganze Familien jahrelang arbeiten und noch dazu einen Kredit aufnehmen (gesamt ca 4000 €) um ein Kind nach Amerika zu schicken. Die "Reise" ist natuerlich schier unertraeglich, man laeuft tagelang ohne Wasser durch die Wueste oder durch irgendwelche Roehren unter der Erde. Falls die ungluecklichen Optimisten dann irgendwo zwischen Tijuana und San Diego geschnappt werden, kommen sie erst einmal ins Gefaengnis und spaeter wieder zureuck in die Heimat.
Tatsaechlich gibt es welche die es im Jahr darauf wieder probieren.
Die Guatemalteken besitzen nicht viel, aber als arm wuerde ich sie dennoch nicht bezeichnen, eher einfach. Meine Familie zum Beispiel hat so gut wie keine Moebel, (das Haus sieht eher aus wie ein europaeischer Rohbau), aber es ist trotzdem alles sehr sauber und gemuetlich. Die Zwillinge sind lustig und erzaehlen den ganzen Tag irgendwelche Geschichten von Hexen und Zauberern, nachher lade ich die beiden noch zu einem Abschiedseis ein. Hier sprechen die meisten Leute normalerweise nicht spanisch untereinander sondern ihre Mayasprache Tzutuhil, das ist lustig anzuhoeren, weil viele Laute im Hals erzeugt werden und das klackt dann so wenn sie sprechen (wie bei "Die Goetter muessen verrueckt sein"). Immerhin wird diese Sprache von 100.000 Leuten geprochen. Ich kann mir nicht vorstellen wie man einen Zungenschnalzer schreibt...
Diese Woche habe ich mich eines fruehen morgens aufgemacht um zusammen mit Aron (US) und Iona (IR) den Berg "La Nariz" zu besteigen. Das war ein Spass! Erst mal mussten wir mit auf den Ladeflaechen von Pick-Ups die wir uns mit Schweinen, Huehnern und Einheimischen die den halben Hausrat rumschleppen, teilten, ein Stueck Weg machen. Wir sind dann bis in die Naehe des Aufstieges gerast und dann ging die Kletterei los.
Weil es hier so viel geregnet hat war natuerlich alles sehr rutschig, hoch ging ja noch, aber wieder runter... Jedenfalls sind wir beim Abstieg andauernd in den Matsch gefallen und fanden dass so lustig, dass wir vor Lachen kaum mehr laufen konnten. Dann haben wir uns natuerlich gringomaessig noch verirrt und sind mitten in einem Maisfeld in den Rabatten rausgekommen... war aber kein Problem, die Dorfbewohner haben uns zurueck gelotst. Die Aussicht auf den Lago de Atitlan ist allerdings sehr schoen.
Morgen mache ich mich auf nach Oaxaca (mex). Da es mit einem Minibus bei weitem zu teuer ist, werde ich mich versuchen mit den oeffentlichen Bussen bis zur Grenze durchzuschlagen. Das wird sicher interessant. Dann werde ich morgen Abend wieder in San Christobal sein und einen Nachtbus nehmen. Wer rechnen kann merkt: das gibt eine lange Reise....